Hélène Beaugrand
Die Hüterin von Montgueuxs Erbe
Wenn Zeit zur größten Verbündeten wird.
In Montgueux, einem kleinen Hügel oberhalb von Troyes, fließt Geschichte durch jede Rebe. Hier, wo der Kalkboden im Sonnenlicht glitzert und der Wind die Kreide der Champagne atmet, führt Hélène Beaugrand fort, was vor über einem Jahrhundert begann: eine Familiengeschichte, die untrennbar mit diesem besonderen Terroir verbunden ist.
„Le temps est seul maître“ – die Zeit ist der einzige Herr. Für Hélène ist das keine Floskel, sondern eine Lebensphilosophie. Sie betrachtet ihr Erbe nicht als Besitz, sondern als Erinnerung, als Verpflichtung und als Geschenk zugleich. Ihr Urgroßvater Gustave und ihr Großvater Léon waren Landwirte und Weinbauern, die früh erkannten, dass der Boden von Montgueux – reich an weicher Turon-Kreide und Feuerstein – das Potenzial für außergewöhnliche Chardonnay-Trauben birgt. 1919 kelterten sie ihre ersten 600 Liter Wein – drei Fässer, die sie in die Marne verkauften. Es war der Anfang einer Reise, die bis heute andauert.
Léon kämpfte dafür, dass Montgueux seinen Platz in der Geschichte der Champagne findet. Mit seiner Hartnäckigkeit wurde 1927 der Weinberg offiziell zur Appellation „Champagne“ anerkannt – ein Meilenstein, der die Weine dieser kleinen Hügelgemeinde zu echten Geheimtipps machte. Kenner nennen Montgueux heute liebevoll das „Montrachet der Champagne“ – ein Hinweis auf die außergewöhnliche Reife, Komplexität und Mineralität der dort wachsenden Chardonnays.
Hélène selbst sagt: „Ich weiß, dass mein Großvater mich als Baby in den Armen hielt, kurz bevor er starb. Und doch spüre ich, dass er mir seine Leidenschaft weitergegeben hat.“ Diese Verbindung über Generationen hinweg prägt ihr Schaffen. Jede ihrer Cuvées ist eine Hommage an die Entschlossenheit ihrer Familie – und an die Zeit, die alles formt.
In ihren Weinen zeigt sich das, was Montgueux so besonders macht: eine feine, fast salzige Mineralität, begleitet von cremiger Struktur, Noten reifer Zitrusfrüchte, gelbem Steinobst und einem Hauch Feuerstein. Es ist Chardonnay in seiner reinsten Form – klar, tief, und mit einem Hauch Wärme, den nur die Sonne dieser südlichsten Kalkhügel der Champagne schenken kann.
Hélène Beaugrand versteht sich nicht als Innovatorin im modernen Sinne, sondern als Bewahrerin eines Traums. Ihr Ziel ist es, dem Jetzt das weiterzugeben, was sie selbst empfangen hat – Geduld, Leidenschaft und Respekt vor der Natur. Ihre Flaschen tragen diesen Geist in sich: präzise, authentisch, zeitlos.
Wer ihren Champagner trinkt, schmeckt nicht nur das Terroir von Montgueux, sondern auch die stille Kraft einer Frau, die weiß, dass große Weine – wie große Geschichten – nur mit Zeit entstehen können.